Manga-Zeichenkunst verbindet junge Leute
Was Alexander Petek, einer der Teilnehmer unserer Tottori-Reise 2014 und inzwischen nach erfolgreicher Abiturprüfung an der Hohen Landesschule auf dem Weg zum Studium, nach seinem begeisternden Reiseeindruck bei der jüngsten Jahreshauptversammlung vorgeschlagen hat, ist auf bestem Wege der Umsetzung. Nach aktuellem Stand ist der Kontakt mit Partnerschaftskoordinator Fabian Stoll hergestellt und entsprechende Planungen in Aussicht gestellt.
Nachstehend ein Manuskript zu den Perspektiven des Manga-Projekts, das uns Alexander Petek freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat:
Das Manga-Projekt ist ein Ergebnis der ersten Austauschfahrt, die die Hohe Landesschule (HOLA) Ende April 2014 gemeinsam mit einigen Mitgliedern des Hanau-Tottori-Vereins unternommen hat.
Einen Schüleraustausch ins Leben zu rufen, heißt in erster Linie, vor allem junge Menschen für eine gemeinsame Sache zu interessieren und zu begeistern. Der Schulalltag in japanischen und deutschen Schulen, an der Wirtschaftsoberschule in Tottori und der HOLA, ist von unterschiedlichen Schwerpunkten geprägt. Das betrifft nicht nur die Schulfächer, sondern auch die Regeln des Zusammenlebens, die (Abschluss-)Prüfungsanforderungen, die Gestaltung eines Schultags u.a.m.
In all dieser Verschiedenheit der Schul- und Lebenswelten ist es wichtig, einen Anfang zu finden, von dem aus man alle die ,Perlen‘ der zukünftigen Zusammenarbeit aneinanderreihen kann, eine Idee. Manga. Da ist sie, die Idee. Manga? Was in Japan seit Langem mit zur beliebtesten Unterhaltung nicht nur der jungen Leute gehört, ist in Deutschland inzwischen vom Geheimtipp zur Leidenschaft einer ganzen Generation herangereift; unter vielen Schulbänken liegen Manga aufgeschlagen bereit, um ihnen im Bedarfsfall den Vorzug vor dem Unterricht zu geben. Sowohl japanische als auch deutsche Schülerinnen und Schüler bewegen sich ganz selbstverständlich in der Figurenwelt des Manga-Universums, sie tauschen sich aus über Bände, Geschichten und Filme im Manga-Stil, die Animes, identifizieren sich mit ihren Lieblingsgestalten und zeigen ihre Begeisterung auf landesweit organisierten Manga-Meetings.
Von Tradition keine Spur, könnten die Skeptiker einwenden und dabei an Teezeremonien, Tempel und Schreine denken. Gerade in seinen Traditionen zeigten sich doch die Besonderheiten eines Landes. Zweifellos. Aber Kultur und Kulturen entwickeln und verändern sich, wandeln sich beständig, nehmen Neues auf, lassen Altes zurück und sind immer in Bewegung, werden zu einer Bewegung. Tradition bedeutet ,Überlieferung‘, meint also alles das, was sich durch die Zeiten in das Gedächtnis einer Gemeinschaft eingeprägt hat. Während buddhistische Mönche schon im 11. Jahrhundert anfingen Bildergeschichten auf Papierrollen zu zeichnen, wurden Manga und Anime im Herbst 2000 vor dem Hintergrund ihrer Geschichte und Verbreitung – eben ihrer Tradition – von der japanischen Regierung offiziell als eigenständige, förderungswürdige Kunstform anerkannt.
Manga leben von Anspielungen auf traditionelle japanische Erzählstoffe und aktuelle Themen, besonders aber von ihren ,Helden’, die tapfer, mutig und treu wie alle Helden dieser Welt gegen Ungerechtigkeit und die Bosheit übler Zeitgenossen ihre Abenteuer bestehen. Und sie sind nicht nur in Japan in weiten Teilen der Gesellschaft kulturelles Allgemeingut, sondern auch bei uns in Deutschland nicht mehr wegzudenken, mithin der beste Ausgangspunkt für ein Länder und Schulen verbindendes Projekt.